Projektbeschreibung für

Einakter von Strindberg

(Arbeitstitel)

Mit Ausnahme von »Fräulein Julie« zählen die Einakter von August Strindberg zu seinen in der Öffentlichkeit eher weniger bekannten Theatertexten; stehen dessen ungeachtet aber innerhalb seines Gesamtwerks an exponierter Position. Denn deren Entstehungszeitraum von 1888-95 markiert bei Strindberg sowohl in biographischer wie auch in produktionsästhetischer Hinsicht einen fundamentalen Umbruch. In diese Zeit fällt zum einen die Scheidung von seiner Ehefrau Siri und den Kindern, was bei ihm zu Depressionen und Verzweiflung führte und in seiner Infernokrise endete. Zum anderen vollzieht Strindberg in dieser Zeit eine Neuorientierung und Wendung seiner Dramenkonzeption, d.h. der Wechsel von seiner frühen naturalistischen Phase hin zum Expressionismus seines Spätwerks bahnt sich an.

Vor dem hier skizzierten Hintergrund bilden Strindbergs Einakter »Die Stärkere« und »Gläubiger« die textlichen Vorlagen für dieses Theaterprojekt. Während in »Gläubiger« zwei Männer um die Frau ringen, ist es in »Die Stärkere« umgekehrt. Hier kämpfen zwei Frauen um einen Mann. Auch wenn sich der Kampf der Geschlechter bei Strindberg, mit dem er sogar eines seiner Stücke betitelte, weniger um die Aufdeckung sozialer Missverhältnisse oder um die seiner Zeit populäre Frauenfrage - wie etwa bei Ibsen - bemühte, sondern sich vielmehr um Fragen der Machtkonstitution und Machtlosigkeit, um die Ambivalenz von Ermächtigung und Entmachtung des Subjekts, um eine Umwertung der bürgerlichen Werte drehte - stand Strindberg damals doch in Briefkontakt mit Nietzsche -, so hat sich dieser Themenkomplex inzwischen insgesamt vollständig von seinem geistesgeschichtlichen Hintergrund abgelöst und wird derzeit allenfalls noch durch Mario Barths „Männer sind primitiv, aber glücklich!“, „Männer sind Schweine, Frauen aber auch!“ oder wie jüngst mit "Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!" einer breiten Öffentlichkeit zugeführt. Dieses Theaterprojekt will nun aber nicht die Verflachung der Thematik durch klischeehafte Darstellungen anmahnen, sondern erkennt vielmehr in der Popularität jener Live-Comedian-Shows, dass in der Öffentlichkeit weiterhin das Bedürfnis besteht, sich mit dem Kampf der Geschlechter auseinanderzusetzen.

Innovativer Ansatz des Projekts ist der Versuch, bei der Tragikomödie »Gläubiger« einen inszenatorischer Spannungsbogen von situativer Komik des Boulevardtheaters hin zur existenziellen Tragik des Absurden Theaters zu gestalten. Kontrastiert wird diese Vorstellung durch »Die Stärkere«, die als Theater-auf-dem-Theater, d.h. als eine klassische Vorsprech-Situation inszeniert werden soll. Damit reflektiert dieser Inszenierungsansatz schließlich auch einen Aspekt der medialen Wirklichkeit, wo Casting-Shows heutzutage doch gang und gäbe sind.