Rezensionen

Karsten Schönwald (l.) und Schüler des Genoveva-Gymnasi- ums nach der Premiere des Theaterprojekts „Fremde Märchen“. (Foto: v. Czarnowski)

Kölner Wochenspiegel vom 11.07.2007

Kurze und prägnante Szenen

Die Schüler des Genoveva-Gymnasiums thematisierten „Heimat“, „Fremdes“ und „Integration“

Mülheim - Schöne Worte rezitiert ein Mädchen zum Thema „Fremde“: Wir sollten toleranter sein, uns nicht vor dem Fremden fürchten, schließlich kann es eine Bereicherung wer- den - aber kaum verkündet der Vater, dass die Cousine zu Be- such kommt, die in ihrem Zimmer schlafen und mit ihren Sachen spielen wird, reagiert sie mit Geschrei.

Szenenwechsel: Ein Junge hat seine Uhr verloren, ein Mädchen ihr Portemonnaie, ein Dritter kontert lakonisch: „Ich habe meine Heimat verloren“.

Szenenwechsel: Ein Krebs kapselt sich ein, bis er selber gezwungen ist, sich eine neue Heimat zu suchen.

nKarsten Schönwald (l.) und Schüler des Genoveva-Gymnasiums nach der Premiere des Theaterprojekts „Fremde Märchen“.

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 des Genoveva-Gymnasiums brachten unter Leitung von Regisseur Karsten Schönwald Szenen zum Thema „Integration“ und „Heimat“ auf die Bühne.

Am Anfang stand Schönwalds Wunsch, diese Themen mit Fleisch und Blut zu füllen. Das Thema „Märchen verschiede- ner Kulturen“ wurde schnell verworfen, aber bei der Arbeit mit den Schülern des GenovevaGymnasiums stieß er auf eine Reihe Schweizer Comics, die zum Luzerner „Fumetto-Festival“ entstanden waren: Kurze, prägnante, witzige Szenen, die die Schüler mit reduziertem Bühnenbild umsetzten. Eine Förderung der Robert-Bosch-Stiftung ermöglichte Schönwald, selber ehemaliger Genoveva-Schüler und ehemaliger Manager am Arkadas-Theater, intensiv mit den Jugendlichen zu arbeiten. Für die Mehrheit der Mitwirkenden, aber auch der Zuschauer, waren die Themen keine graue Theorie: Rund die Hälfte der Genoveva- Schüler hat selber einen so genannten „Migrationshintergrund“. (ac)


Bild: Hoffmann

Kölner Stadtanzeiger

Gefesselt von der Fremde